Zeitenwende im öffentlichen Verkehr findet nicht statt
Versäumnisse und Missstände prägen die rot-schwarze Verkehrspolitik – Viele Täler nicht an Koralmbahn angeschlossen
Bei der Aktuellen Stunde im Kärntner Landtag drehte sich heute alles um das von der ÖVP gewählte Thema „Zeitenwende im öffentlichen Verkehr“. Wo diese Zeitenwende stattgefunden haben soll, fragten sich die drei FPÖ-Redner Klubobmann-Stv. Josef Ofner, FPÖ-Mobilitätssprecher Markus di Bernardo und LAbg. Jürgen Ozwirk. Denn außer der Koralmbahn, so Ofner, sehe er weit und breit keine Entwicklung in Kärnten, die diese Behauptung rechtfertigen würde. „Und selbst das Jahrhundertprojekt der Koralmbahn war nur durch den Einsatz und das Engagement der Freiheitlichen überhaupt möglich. Als es um die Entstehung dieses Projektes ging, hat sich die SPÖ noch vehement dagegen ausgesprochen!“
Während die Koralmbahn dem öffentlichen Verkehr in Kärnten Aufschwung gebe, fehle insbesondere im ländlichen Raum jegliche Entwicklung Richtung Zeitenwende. „Dort ist es in vielen Gebieten unmöglich, auf die öffentlichen Verkehrsmittel auszuweichen. Entweder, weil es gar keine Verbindung gibt oder die Anbindungen derart schlecht sind, dass mehrstündige Fahrt- und Wartezeiten zur Regel gehören“, so Ofner. „Im Strategiepapier der Landesregierung ist angegeben, dass der Mikronahverkehr den Linienverkehr nicht ersetzen soll, trotzdem werden plötzlich Ortskerne nicht mehr vom Linienverkehr angefahren und die Gemeinden stehen in der Verantwortung, hier eine Lösung zu schaffen. Das alles zeugt nicht von einer Zeitenwende im Verkehr, sondern davon, dass es noch sehr vieles zu tun gibt und endlich praktikable Lösungen entwickelt werden müssen“, forderte Ofner.
FPÖ-Mobilitätssprecher Markus di Bernardo nahm vor allem ÖVP-Landesrat Sebastian Schuschnig in die Pflicht, der für die Bereiche Wirtschaft, Tourismus und Mobilität zuständig ist. „Im speziellen Fall der Gailtalbahn werden von LR Schuschnig alle drei Bereiche geschädigt“, so di Bernardo, der ergänzte: „Die Gailtalbahn als 31 km lange Strecke zwischen Hermagor und Kötschach-Mauthen ist eine Lebensader für die Region und wurde dennoch eingestellt und damit auch ein Stück funktionierende Infrastruktur. Anstatt wichtige und zukunftsweisende Projekte, die von den engagierten Mitstreitern des Vereins Gailtalbahn auf der Strecke geplant werden, zu fördern, arbeitet Schuschnig leider dagegen. Das darf nicht passieren, denn mit der Anbindung zur Koralmbahn und der Möglichkeit zum Gütertransport wäre die Gailtalbahn eine wichtige Zukunftsinfrastruktur. Das sollten sich Landesrat Schuschnig und die Landesregierung endlich zu Herzen nehmen und aufhören die Infrastrukturentwicklung in Kärnten zu bremsen! Denn ansonsten könnte die Zeitenwende zur Endstation werden“, so di Bernardo.
LAbg. Jürgen Ozwirk verwies auf einen weiteren gravierenden Missstand im Kärntner Lavanttal: „Das Lavanttal erlebt keine Zeitenwende im öffentlichen Verkehr, sondern zeichnet sich leider durch ein massives Infrastrukturdefizit aus. Während wir den modernsten Bahnhof Kärntens und die künftige Drehscheibe der Koralmbahn unser Eigen nennen dürfen, fehlen wesentliche Verbindungen, um diese auch zu nutzen. Warum? Zu teuer, heißt es vonseiten des Landes.“
Mit Inbetriebnahme der Koralmbahn werde ein Verkehrsplus im Bezirk Wolfsberg von 35 % erwartet. „Was aber macht das Land, um dem zu begegnen? Nichts. Es gibt keinen Ausbau des Straßennetzes, keine überregionale Koordination, kein Konzept zur Bewältigung der Pendlerströme oder notwendige Ortsumfahrungen. Auch der Industriepark St. Paul ist bisher nur eine Idee am Papier, obwohl die Koralmbahn am 14. Dezember in Betrieb gehen wird.“
Die negativen Folgen für das Lavanttal liegen auf der Hand: Mehr Verkehr in den Ortschaften, mehr Lärm, mehr Abgase und eine sinkende Lebensqualität. „Obwohl der SPÖ-ÖVP-Landesregierung die Probleme seit langem bekannt sind, wird nicht gehandelt. Das Lavanttal braucht einen funktionierenden öffentlichen Verkehr mit optimierter Taktung, ein gemeinsames Verkehrskonzept für das ganze Tal, Umfahrungen für St. Andrä und Lavamünd sowie eine überregionale Verkehrsplanung in die Obersteiermark und nach Nordslowenien, genauso wie eine Wiederbelebung der Lavanttalbahn von Reichenfels bis Lavamünd“, so Ozwirk zusammenfassend.